Gilgamesch – Jens Harder

Gilgamesch Carlsen

Das Gilgamesch Epos als Comic

Eine der ältesten Geschichten der Menschheit trifft auf eine der ältesten Erzählformen. Aber nein, der Comic besteht nicht nur aus den Bildern, er hat auch Text. Jens Harder erklärt dazu im Anhang des Comics, dass er sich weitestgehend für die gestelzte Ausdrucksform entschieden hat und nicht für die neuere Übersetzung von Raoul Schrott. Es war immer genau diese Ausdrucksform, die einen so großen Reiz auf ihn ausgeübt hat. Ein Epos wie Gilgamesch fängt man auch nicht einfach an zu zeichnen. Es wurden Schauplätze und zeitgenössische Werke aus Vorlage für die Visualisierung recherchiert. Vieles davon ist ebenfalls im Anhang zu finden, genau wie einige Begriffserklärungen und die drei Seiten umfassenden Nachbemerkungen von Jens Harder. Wer es beim Lesen vielleicht nicht erfasst hat, wird spätestens hier erkennen, wie viel Mühe und Herzblut in diesem Comic steckt.

Die Tafeln

Die Geschichte von Gilgamesch, Enkidu und der Stadt Uruk wird hier in die uns überlieferte Form gegliedert. Die Keilschrifttafeln dienen als Vorlage für die Gliederung. Diese jahrtausendealten Tafeln sind bisher unvollständig, somit werden auch in dem Comic entsprechende Lücken ausgewiesen. Der Zeichenstil lehnt sich an den Wandreliefs aus dem Palast von Nimrod an und spiegelt bereits dadurch das Alter der Geschichte wieder. Ebenso macht sich Jens Harder die Ausdrucksform zu Nutze, um das Alter des Gilgamesch Epos noch zu betonen. Man hat in der Tat beim Lesen das Gefühl, eine alte Kostbarkeit in den Händen zu halten, auch wenn der Duft für einem frisch gedruckten Comic spricht. Diese Mischung hat mich etwas verzaubert. Durch den Gebrauch der gestelzten Sprache lässt sich die Geschichte aber nicht so einfach lesen.

Ich habe mich regelrecht häppchenweise durch den Comic gearbeitet, allerdings ohne das die Faszination nachgelassen hätte, die von dieser Adaption des Epos ausgeht. Genau dieses epische Gefühl wird einem durch den Comic vermittelt.

 

Auch für Comic-Einsteiger geeignetAuch für Comiceinsteiger geeignet

Hier habe ich lange mit mir gerungen, da der Gilgamesch Comic nichts ist, dass man einfach lesen kann. Das Gilgamesch Epos ist aber auch nichts, dass man einfach lesen können sollte. Es ist wie der Name bereits sagt episch. Dessen sollte man sich bewusst sein, egal in welcher Form man durch diese Geschichte geführt wird. Dennoch möchte ich Gilgamesch für Comiceinsteiger empfehlen, da man für diese Comicadaption des Epos kein Vorwissen benötigt und man sicher durch die Panel geführt wird. Die Texte sind an die Panel gegliedert und Sprache und Bild ergeben eine Symbiose. Hier wird gezeigt, wie anspruchsvoll Comics sein können.

 

Gilgamesch

von Jens Harder
Hardvover
144 Seiten
Alter ab 12 Jahren
Erschienen bei Carlsen

 

Buchpremiere in Hamburg am 11.1.18
Buchpremiere in Berlin am 19.1.18

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6 Antworten

  1. Michael Kleu sagt:

    Das ist eine tolle Idee! Ich denke, dass das Gilgamesch-Epos es wirklich verdient hat, fest im kulturellen Gedächtnis der Menschheit verankert zu werden. Da ist ein Comic sicherlich ein sinnvoller Weg.

    Ich habe es in der Reclam-Ausgabe gelesen und als Theaterstück angesehen. Als Roman gibt es es ja auch bereits länger. Ein Film wäre noch nett 😉

  2. Sandra sagt:

    Hi Ariane,
    ich habe jetzt deine Rezension noch einmal gelesen und kann dein Ringen ob der Entscheidung, den Band als Comic-Einsteiger-geeignet zu kennzeichnen oder nicht gut nachvollziehen. Ich habe mich übrigens dagegen entschieden, da es nicht immer leicht war dem Erzählfluss durch die Panels zu folgen. Da war meines Erachtens doch ein wenig Erfahrung nötig. Ansonsten stimme ich dir voll zu. Die Tatsache, dass es sich um keinen leichten Text handelt, macht es deshalb nicht ungeeignet für Comic-Einsteiger.

    Liebe Grüße,
    Sandra

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